I. VorbemerkungDie Entwicklungsgeschichte der Stimmen und ihrer Bezeichnungen (Cantus, Discantus, Diskant, Soprano, Sopran; Altus, Alto, Contralto, Alt; Tenor, Taille; Bariton; Bassus, Basis, Baß und Vagans) ist eng verknüpft mit der Geschichte der europäischen Mehrstimmigkeit. Im Laufe dieser Geschichte hat sich die Funktion der einzelnen Stimmen vielfältig gewandelt. So zeichnen sich die Stimmen im Satzgefüge durch wechselnde satztechnische Bedeutung und unterschiedliche kompositorische Wertigkeit aus. Zugleich sind die Funktionen der Stimmen an die Entwicklung zentraler Formen der Mehrstimmigkeit gekoppelt, so daß ein Einblick in die Entwicklungsgeschichte dieser Formen selbst geboten erscheint.Überblickt man die Geschichte der Stimmen, so differieren die Tonumfänge der Einzelstimmen bisweilen stark. Zwar werden beispielsweise im Artikel Stimmgattungen des RiemannL Sachteil die Tonumfänge von Sopran (c1-a2/a-c 3 und f 3), Mezzosopran (g-g2/bis h2), Alt (a-f 2/h2 und c3), Tenor (c-a1/c 2), Bariton (A-e1/g1) und Baß (E-d1/ f 1) unterschieden, doch dokumentieren im Laufe der Geschichte der Stimmen...