I. Begriff und AnwendungsbereichQuelle ist ein zentraler Terminus der Geschichtsdisziplinen und somit der Historischen Musikwissenschaft. Im spezifisch historischen Sinn sind Quellen (im Unterschied zu den ad hoc zu erhebenden Daten nicht-historischer Erkenntnisweisen und zum umgangssprachlichen Begriff der Bezugsquelle) vorhandenes oder ehemals vorhandenes, jedenfalls begrenztes, nicht willkürlich erweiterbares oder zu schaffendes Material. Der metaphorische Ausdruck zielt auf dieses vorgegebene Informationsreservoir und die Methode der Nutzbarmachung durch selektive Befragung, die ein Zeugnis der Vergangenheit erst als Quelle sinnvoll macht (»aus einer Quelle schöpfen«) und wie sie für die auf Johann Gustav Droysen (Historik, 1857/1882, hrsg. von P. Leyh, Stg. 1977) fußende Vier-Schritt-Methode der Geschichtswissenschaften (Quellen-Heuristik, -Kritik, -Interpretation, Historiographie) grundlegend ist. In diesem Prozeß ist die Quelle Mittel der Erkenntnis von geschichtlichen Fakten. Um der noch heute allgemein akzeptierten Definition von Paul Kirn (»Quellen nennen wir alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann«, in: Einführung in die Geschichtswiss., Bln. 51968, S. 30) zu genügen, ist ein bestimmtes Maß an Objektivierung und Fixierung erforderlich. Neben konkreten (physisch existenten) Quellen, die in diesem Artikel behandelt werden, betrifft dies grundsätzlich auch abstrakte Quellen: etwa Musikwerke als intentionale Phänomene, Institutionen des...