A. Systematische AspekteI. Einleitung1. Differenzen und Konstanten – Annäherungen an eine DefinitionEine allgemein gültige Definition für Tanz erscheint angesichts der vielfältigen kulturellen und historischen Erscheinungsformen nahezu unmöglich, differieren doch Bewegungsmuster und Funktionen innerhalb verschiedener Gesellschaften und Zeiten ebenso wie der den diversen Phänomenen jeweils zuerkannte Status oder die ihnen zugeordneten Bezeichnungen (zur Etymologie vgl. Kap. B. und C. I. sowie Kap. E.). Dennoch wurde und wird immer wieder der Versuch unternommen, diese Vielfalt auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, wobei die Ergebnisse dieser Bemühungen allerdings meist mehr über den Autor und sein (historisch-ideologisches) Umfeld aussagen als über den Gegenstand der Überlegungen. So sieht etwa Jacques Bonnet 1724 den Tanz nicht nur untrennbar an musikalische Strukturen gekoppelt, seine Ausdrucksmöglichkeiten werden darüber hinaus gleichermaßen über formale Vorgaben wie Schritte und Sprünge wie durch gesellschaftliche Normen determiniert: »La Danse est tellement unie à la Musique […]. C’est un art auquel les Grecs ont donné le nom de Chorographie [sic] propre à exprimer les actions & les passions humaines, par des pas commposez, par des sauts cadencez, & par tous les mouvemens du corps, soutenus de bonne grace, & conforme à la...