I. Terminus und Verbreitungsgebiet Der sog. Ambrosianische Gesang ist eines von nur zwei mus. Repertorien der lat. Kirche, die vollständig in tonhöhengenauer Notation überliefert sind. Alle anderen (z.B. der Beneventanische, der Irische, der Gallikanische und der Mozarabische Gesang) wurden vom Greg. Gesang verdrängt, bevor sie entsprechend aufgezeichnet werden konnten. Das Überdauern des Ambrosian. Gesangs ist der langanhaltenden Bedeutung der Stadt Mailand zu verdanken, die Procopius von Caesarea, byz. Geschichtsschreiber des 6. Jh., als die wichtigste Stadt des Westens nach Rom ansah (De bello gothico, VI.vii.38). Einige Jahrhunderte lang blieb der Ambrosianische Gesang auf Mailand und die Orte in der Umgebung und einige zugehörige Kirchspiele beschränkt, die hauptsächlich zwischen der Stadt und dem Comer See sowie dem Lago Maggiore im Norden lagen. Zentrum des Ritus, der dem hl. Ambrosius zugeschr. wird, war Mailand, doch war er früher sehr weit verbreitet. Der Schrift eines irischen Mönchs zufolge, die dieser 767 in Frankreich verfaßte, war das Verbreitungsgebiet der ambrosian. Liturgie »Italia«, eine Region, die zur Zeit von Ambrosius (Bischof von Mailand seit 397) alle 17 röm. Provinzen der nördlichen ital. Halbinsel umfaßte (Ratio de cursus qui fuerunt eius auctores, in: Corpus...