A. Stimmfunktion I. Atmung Unter Atmung (Respiration) wird der Gaswechsel des Körpers verstanden, der vor allem durch Aufnahme von Sauerstoff und Abgabe von Kohlendioxid gekennzeichnet ist. Sekundär dient die Atmung der Stimmgebung. Die Atemvolumina werden durch die Einatmung (Inspiration) und die Ausatmung (Exspiration) bewegt. Diejenige Luftmenge, die nach maximaler Einatmung durch stärkste Ausatmung aus der Lunge herauszubringen ist, nennt man Vitalkapazität (3500-5000 ml). Sie variiert in Abhängigkeit von Geschlecht, Körpergröße, Alter u. a. und wird bei der Qualitätsbeurteilung der Stimme häufig überschätzt. Die Atemsteuerung erfolgt vor allem unwillkürlich durch das Atemzentrum im Gehirn, jedoch lassen sich die Atembewegungen in gewissen Grenzen auch willkürlich beeinflussen (›Atemtechnik‹ des Sängers). Der wichtigste Einatemmuskel ist das Zwerchfell, das als breite, kuppelartige Muskelplatte die Brust- und Bauchhöhle voneinander trennt. Es flacht sich bei der Einatmung ab, wodurch der Brustraum erweitert und Luft in die Lungen gesaugt wird. Dabei kommt es zur Vorwölbung der Bauchwand. Die Ausatmung vollzieht sich dann hauptsächlich gegenläufig: Die Bauchwand- und Flankenmuskulatur zieht sich zusammen, drängt das Zwerchfell aufwärts, der Brustraum verkleinert sich wieder (Abb. 1). Die Atembewegungen können dabei – extrem gesehen – in zwei Varianten...