I. Allgemeines 1. Begriffsbestimmung In der Musik bedeutet Echo (im Deutschen heute Neutrum, früher auch Maskulinum oder – Name der Nymphe – Femininum) die Stilisierung des natürlichen Widerhalls in einer vokalen, vokalinstrumentalen oder rein instrumentalen Komposition. Als Singtext kann dabei ein Echogedicht verwendet sein, wo das Reimwort zum Echowort verselbständigt oder ein solches konstruiert bzw. aus einem einschlägigen Vokabularium entnommen ist (N. Nomesseius, Echo, sive synopsis diversorum echus exemplorum, Mz. 1608). In der Kirche wurden liturgische Texte dem Echo-Prinzip unterworfen, weil hier der Verwendung von Echogedichten Grenzen gesetzt waren. M. Praetorius wendete es auf eine Missa: gantz Teudsch an (Polyhymnia caduceatrix et panegyrica, Wfbl. 1619, Nr. 38; GA 17,2, S. 664-707), S. Scheidt gestaltete die Lobpsalmen 148 und 150 in Echo-Manier (Cantiones sacrae, 1620, Nr. 37 und 38; GA 4, S. 181-186 bzw. 187- 194). Um den Widerhall auch ohne Echo-Text deutlich zu machen, mußten die Komponisten einen klar umgrenzten, kurzen Auslösungsgedanken (eine Clausel nach der Terminologie um 1600) oder ein Fragment daraus dynamisch zurückgenommen wiederholen: melodie- und (meist) satzkonstant. Mindestens zwischen 1580 und 1620 hieß der Auslösungsgedanke Proposta (»...