I. Soziale, kulturelle und ästhetische DimensionenRockmusik ist eine in den 1960er Jahren entstandene, musikbezogene kulturelle Praxis Jugendlicher, in deren Zentrum angloamerikanische Blues- und Rhythm & Blues-Derivate stehen. Das kulturelle Aktivitätsspektrum, das sich damit verbindet, ist allerdings ungeheuer breit. Neben musikalischen Aktivitäten im engeren Sinn, die sowohl von professionellen und semiprofessionellen als auch von nichtprofessionellen Musikern zumeist im gleichen Alter wie ihr Publikum getragen werden, und der rezeptiven Auseinandersetzung mit Musik in verschiedenen Formen und Zusammenhängen – von der Klubveranstaltung bis zum Stadionkonzert, vom Tanzboden bis zur multimedialen Performance, vom Fanverhalten bis hin zum lektürebegleiteten kritischen Musikgebrauch – umfaßt das eine Vielzahl mehr oder weniger eng mit Musik in Zusammenhang stehende Betätigungen. Die Bildung von Fangruppen und -klubs gehört ebenso hierher wie besondere Freizeitrituale, etwa der Motorradkult im Umfeld der Heavy Metal genannten Spielart der Rockmusik, politisches Engagement wie die Flower-Power-Bewegung der 1960er oder die Rock-Against-Racism-Bewegung der 1980er Jahre. Eine große Rolle spielt ferner die aktive Aufrechterhaltung der unüberschaubar gewordenen Alternativmedien, die die Rockmusik umgeben (kleine Plattenlabels, Fanzines, E-Zines, Web-Seiten im Internet etc.). Einbezogen in dieses kulturelle Aktivitätsspektrum sind Kleidungsstile, Körperkulte (Haarstile, Piercing etc.) und Bewegungsformen im Tanzsaal, charakteristische Rollenmuster von Männlichkeit/Weiblichkeit und das beziehungsvolle Spiel damit,...