* 4. März 1795 Pest (Budapest), † 28. März 1876 Wien, Violinvirtuose und Geigenlehrer. Joseph Böhm erhielt seine erste Ausbildung ab dem 5. Lebensjahr durch seinen Vater, den Konzertmeister des Pester Theaters. Mit ca. 12 Jahren wurde er Schüler von P. Rode, doch fand dieser Unterricht nur sporadisch statt. Achtzehnjährig traf Böhm in Wien ein, wo er 1816 ein Konzert am Hofburgtheater als Zwischenaktsmusik geben konnte; daß Böhm dabei auswendig spielte, erregte Aufsehen, war es damals doch noch keineswegs die Regel (siehe den Bericht von E. Hanslick in: A. Moser 1923, S. 513). 1819 wurde Böhm Geigenlehrer am neugegründeten Kons. der Gesellschaft der Musikfreunde (bis 1848), 1821 (bis zu seinem Tod) Mitglied der kaiserlichen Hofmusikkapelle. Er besaß ein erfolgreiches Quartett (Böhm-Quartett) mit dem er mit I. Schuppanzigh und J. Mayseder konkurrierte und u. a. Beethovens Streichquartett op. 127, aber auch Werken von Fr. Schubert zum Durchbruch verhalf. Gemeinsam mit Fr. W. Pixis unternahm er zwei erfolgreiche Konzertreisen nach Italien (1818) bzw. Frankreich (1823). 1827 beendete er seine Virtuosenlaufbahn und widmete sich nun v. a. seiner Lehrtätigkeit. Von nachhaltiger Bedeutung war Böhms Wirken als Lehrer am Wiener Kons., durch das er zum Begründer der ›Wiener Geigerschule‹ wurde; zu seinen Schülern...