I. EinleitungIm Unterschied zu dem nach westlichen Vorbildern gestalteten Sprechtheater (huaju), das zu Beginn des 19. Jh. über Japan in China Eingang fand, sind die autochthonen dramatischen Genres, gen. xiqu (eigentl.: dargestellte/szenische Gesangsstücke) oder xiju (szen. Präsentationen), die auf eine etwa 800jährige Geschichte zurückblicken können, fast ausnahmslos mit musikalischen Elementen verknüpft entstanden. Bei den zwei genannten Kategorien handelt es sich um genetisch völlig unterschiedliche Bereiche, die sich – zumindest in den vorneuzeitlichen Perioden – nicht nur in ihren poetischen Inhalten und Strukturen, sondern auch hinsichtlich Sprache, Symbolik, Requisiten, Bühnenausstattung, eventueller Musikverwendung usw. stark voneinander entfernen. So wie zu beiden Bereichen eigene Klassen von Schauspielern mit unterschiedlichen Ausbildungsgängen gehören, wird man nur wenige Theaterautoren finden können, die gleichzeitig für beide Kategorien tätig waren.Zu unterscheiden von den hier angesprochenen Musikdramen (xiqu) ist wiederum die unter dem neueren Begriff quyi (eigentl.: Kunst der Gesangsstücke; früher auch shuochang [Sprechen und Singen] oder shuoshu [Texte vortragen] gen.) firmierende Kategorie vergleichbarer Konsistenz, der prosimetrischen Gattung der musikalisch-narrativen ›Volksballaden‹. Trotz mancher Ähnlichkeiten und gegenseitigen Beeinflussungen verdienen diese in ihrer Vielgestalt – man schätzt sie auf etwa 400 unterschiedliche Genres...