I. Zum Begriff Die Begriffe Jeu inégal und Notes inégales entstammen der französischen Barockmusik und kennzeichnen u. a. besondere Eigenheiten des französischen Stils dieser Epoche. Während im italienischen Stil der rhythmische Verlauf vom Komponisten exakt notiert und ausgeschrieben wurde, wurden im französischen Stil vom Interpreten rhythmische Veränderungen gefordert, die nicht mittels Zeichen, kleinerer Noten oder sonstiger Angaben kenntlich gemacht wurden. In seinem Lehrbuch L’Art de toucher le claveçin (1716) schreibt Fr. Couperin: »Il y a selon moy dans notre facon d’ecrire la musique, des deffauts qui se raportent à la manière d’ecrire notre langue. C’est que nous ècrivons diffèrement de ce que nous èxècutons […] Par exemple. Nous pointons plusieurs croches de suite par degrésconjoints; Et cependant nous les marquons ègales« (»Meiner Ansicht nach liegen in unserer Musikniederschrift Fehler, die in unserer Sprachniederschrift begründet sind. Wir notieren nämlich abweichend von unserer wirklichen Ausführung […] z. B. spielen wir mehrere stufenmäßig verlaufende Achtel, als seien sie punktiert und doch zeichnen wir sie als gleichmässige auf«). Der Begriff Notes inégales bedeutet wörtlich »ungleiche Noten«. Diese Übersetzung ist aber sehr ungenau und sagt nicht...