I. Zur Terminologie bis ca. 1740 Die Namen Viola dʼamore (ital.; Pl. Viole d’amore), Viole d’amour (frz.) und die gegen Ende des 18. Jh. gebräuchliche deutsche Übersetzung Liebesgeige bezeichnen ein in Armhaltung gespieltes Streichinstrument, das sich durch eine als ›lieblich‹ empfundene Klangfarbe auszeichnet. Eine Ableitung aus der Bezeichnung viola da moro, wie sie von Eugène de Briqueville 1885 und L. Pillaut 1891 (S. 274) versucht wurde, um ihre These vom orientalischen Ursprung der Resonanzsaiten zu untermauern, kann ausgeschlossen werden, da keine der Viola-d’amore-Quellen bis zum frühen 18. Jh. Resonanzsaiten erwähnt. Auch der etymologische Erklärungsversuch von M. Vogel 1973 (S. 610), der die Namen Viola dʼamore und Viola di bardone auf die semitische Wortgruppe h-m-r für ›Esel‹ zurückführen will, führt zu keinem befriedigenden Ergebnis. Die Namen Englisches Violet, viola all’inglese (ital.) und violette angloise (frz.) sind im frühen 18. Jh. belegt, aber nicht sehr verbreitet. Die Bezeichnung ›englisch‹ wird geographisch von England (J. Rühlmann 1882, S. 245), aber auch poetisch von ›engelhaft‹ (G. Kinsky 1913, S. 479) abgeleitet. In England und Frankreich...