I. Entstehung und Geschichte Flamenco ist der Sammelbegriff für einen bestimmten Stil des Gesanges (cante), des Gitarrenspiels (toque) und des Tanzes (baile), der vor allem im Milieu der Zigeuner Südspaniens (Andalusiens) entstanden ist. Der Flamenco – eine der bedeutendsten und eigenwilligsten Hervorbringungen spanischer Kultur – hat immer wieder das Interesse von Intellektuellen, Künstlern und Wissenschaftlern geweckt. Über die Herkunft des Flamencos sind die verschiedensten Vermutungen geäußert worden. Schon der Versuch, sich auf linguistischem Weg seinen Ursprüngen anzunähern, brachte unterschiedliche Deutungen. Aber selbst wenn etymologische Zusammenhänge bestehen, erlauben diese keinen verläßlichen Rückschluß auf die Herkunft der Musik. Felipe Pedrell (Cancionero musical popular Español, Bd. 2, Valls/Barcelona 1917, Anhang V) hat vermutet, der Flamenco könne zur Zeit Karls V. (1500-1558) durch die Flamen (span. flamencos) eingeführt worden sein. Für García Barrioso (La música hispano-musulmana en Marruecos, Larache 1941, S. 58) ist das arabische Wort fellah mangu, das in Marokko Bauernlieder bezeichnet, die Wurzel des spanischen Wortes flamenco. Beide Thesen, sowohl die flämische als auch die arabische, berücksichtigen nicht, daß der Begriff Flamenco als Bezeichnung für Zigeuner (flamencos) und auch für ihre Musik...