*um 1475 wahrscheinlich in Schweidnitz (heute Šwidnica, Polen), †1526 wahrscheinlich bei Znaim (heute Znojmo; Tschechien), Komponist. Stoltzers schlesische Herkunft ist zwar nicht urkundlich belegt, der Komponist wird allerdings in Melchior Adams Vita des schlesischen Humanisten Johannes Lang als »Thomas Stollerus (alias Stolcer) Suidnicensis« bezeichnet (Vitae Germanorum Philosophorum, Hdb. 1615–1620). Das mutmaßliche Geburtsdatum ist aus dem ersten und einzigen zu Lebzeiten des Komponisten überlieferten Werk – der Sequenz »Gaude Sion in egressum« – in einem Faszikel des ›Leopold‹-Kodex (D-Mbs 3154) abzuleiten, der nach Th. Noblitt (1996) um 1500/1502 kopiert wurde. Der Schweidnitzer Stadtschreiber Clemens Stolczer, dessen Tätigkeit zwischen 1468 und 1499 nachzuweisen ist, war möglicherweise ein Verwandter, vielleicht sogar der Vater Stoltzers. Zahlreiche musikalische Zitate belegen eine enge Vertrautheit mit den Werken H. Fincks; ein Zusammentreffen mit dem älteren Meister in Krakau, eine Schülerschaft oder gar (wie bisweilen vorgebracht) eine Verwandtschaft lassen sich allerdings nicht belegen. Schon früh machte sich Stoltzer über die Grenzen Schlesiens hinaus einen Namen als Komponist: Joachim Vadianus lobt in seiner Poetik (verfaßt in Wien 1513/14, publiziert 1518) »Thomas Slesius« als Musiker von hoher Auffassungsgabe und Schöpferkraft...