*14. Juli 1454 in Montepulciano, †29. Sept. 1494 in Florenz, Dichter und Humanist. Poliziano studierte 1469 bis 1474 in Florenz unter anderem bei den Humanisten M. Ficino und Cristoforo Landino. 1470 gewann er mit der Widmung seiner Ilias-Übersetzung an Lorenzo de’ Medici dessen Patronage als Hausdichter, später als Lehrer seiner Söhne Piero und Giovanni, des späteren Papstes Leo X. Differenzen über Polizianos Erziehungsmethoden führten jedoch Ende 1479 zum Zerwürfnis mit Lorenzo de’ Medici. Darauf verließ er Florenz und hielt sich in der Hoffnung auf neue Patronage einige Monate am Hof der Gonzaga in Mantua auf, wo er für den Karneval 1480 das Pastoraldrama La fabula di Orfeo schrieb. Polizianos Rückkehr nach Florenz Ende desselben Jahres erklärt sich mit seiner Berufung auf den Lehrstuhl für lateinische und griechische Rhetorik und Poetik am Studio Fiorentino durch den Einfluß seines ehemaligen Gönners. Durch seine enge Verbundenheit mit dem Gelehrtenkreis der Medici-Familie ergaben sich Kontakte zu H. Isaac, der Polizianos Trauerode auf den Tod Lorenzos de’ Medici (1492) »Quis dabit capiti meo aquam« vertonte.