in der traditionellen Musikgeschichtsschreibung Name für einen Musiktheoretiker, fl. Mitte bis Ende des 13. JahrhundertsI. Forschungsgeschichte und ProblemlageIn der Auslegeordnung ihrer Geschichte arbeitet die musikwissenschaftliche Notationskunde gelegentlich mit Namen und folgt damit mittelalterlichen Usançen. So nennt man für das 13./14. Jh. Personen wie Johannes de Garlandia, Franco, Petrus de Cruce, Philippe de Vitry oder Johannes de Muris, um Stadien der Schriftentwicklung anzuzeigen. Tatsächlich behandeln solchen Personen zugeschriebene Lehrtexte bestimmte Stadien der Notation. Allerdings benutzt man im Mittelalter die Namen derer, die musikbezogene Texte schreiben, als Platzhalter für komplizierte Sachverhalte. Mittellateinisch ist es unmöglich, von einer ›Veränderung der Notation um 1280 aufgrund satz- und notationstechnischer Probleme‹ zu sprechen. Dafür setzt man einen Namen wie Franco. ›Franco‹ steht ein für einen Knoten in einem bestimmten Geschichtsbild und vertritt eine Lehrtradition, die einem elementaren, scholastisch gefärbten Curriculum angehört. Geschichtsbild wie Curriculum seien zunächst vorgestellt.1. GeschichtsbildDie Art der Verwendung eines Namens wie ›Franco‹ ist Symptom einer gerade dem Mittelalter eigentümlichen linearen Geschichtsvorstellung. In den von der griechischen Antike bis mindestens G. W. Leibniz als Ferment des Wissenschaftsbetriebes so wesentlichen Schriften von Aristoteles (vgl. I. Düring 1968) ist ein solches Geschichtsbild angedeutet, wenn ›Wahrheit‹ und ›...