*21. Febr. 1844 in Lyon, †12. März 1937 in Paris, Komponist, Organist und Pädagoge. Die Vorfahren Widors stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus Ungarn; mütterlicherseits war er mit Joseph-Michel und Jacques-Etienne Montgolfier, den Erfindern des Warmluftballons, verwandt sowie mit Marc Seguin, dem Erfinder des Röhren-Dampfkessels. Sein Vater, François-Charles Widor (1811–1899), trat als Org., Pianist und Komponist hervor; seit 1838 war er Org. an der Kirche Saint-Francois-de-Sales in Lyon.Bereits im Alter von vier Jahren erhielt Widor den ersten Unterricht bei seinem Vater und vertrat denselben schon mit elf Jahren bei Organistendiensten. Der einflußreiche Orgelbauer A. Cavaillé-Coll, ein Freund der Familie, gab dem Vierzehnjährigen den Rat, bei J.-N. Lemmens in Brüssel zu studieren, und so steht am Beginn der Karriere Widors der geschichtsmächtig gewordene Irrtum, wonach Lemmens durch seinen Unterricht bei A. Fr. Hesse eine auf J. S. Bach zurückreichende Tradition des Orgelspiels vermittelt bekommen habe, die zur Grundlage von Widors eigenem Unterricht am Cons. werden sollte (vgl. E. Kooiman 1989 und 1990). Nachdem er 1862 sein Abitur in Lyon abgelegt hatte, reiste Widor Anfang 1863 nach Brüssel, um bei Lemmens privat (als Ausländer konnte er nicht regulär am Cons. immatrikuliert werden) Orgel und bei Fétis Kontrapunkt,...