*23. März 1599 in Zörbig (Sachsen), †1. oder 2. Juli 1663 in Hamburg, Kantor und Komponist. Äußerungen Selles, wonach er sich der Musik »von Jugend auff beflissen« (Widmungsvorr. zu Concertatio Castalidum, 1624) und dem Leipziger Thomaskantor S. Calvisius († 1615) pädagogische Anregungen zu verdanken habe (Anleitung zur Singekunst, S. 80), sind die einzigen gesicherten Informationen über seine Jugend und musikalische Ausbildung. Damit liegt es nahe, Selle bereits vor 1615 als Alumne an der Thomasschule in Leipzig zu vermuten. Darüber hinaus geben einige später in Selles Kantionalsatzsammlung Contrapunctus simplex übernommene Sätze von Calvisius und dessen Amtsnachfolger Joh. H. Schein sowie stilistische Anlehnungen an Werke des letzteren zu bedenken, ob nicht Selle auch Kompositionsschüler der beiden Thomaskantoren war. Sicher bezeugt ist Selle in Leipzig seit dem Sommersemester 1622 durch seine Immatrikulation an der Universität. Nur zwei Jahre später, im Juli 1624, bezeichnete er sich als »Collega« (Lehrer) der Lateinschule in der holsteinischen Stadt Heide (Concertatio Castalidum, 1624). 1625 wurde ihm bereits das Schulrektorenamt in der benachbarten Stadt Wesselburen anvertraut, 1629 heiratete er eine Husumer Bürgerstochter, und 1634 folgte er einem Ruf der Stadt...