21. Jan. 1859 in Weimar, †21. Juni 1923 ebd., Sänger. Karl Scheidemantel besuchte zunächst das Lehrerseminar in Weimar, studierte aber gleichzeitig Gesang und begann seine Karriere als Wolfram (Wagner, Tannhäuser) 1878 in Weimar. 1881 nahm er Unterricht bei J. Stockhausen und wurde schnell bekannt, vor allem als Wolfram, den er 1882 bei den Münchner Festspielen, 1884 an der Covent Garden Opera in London und 1891 an der Mailänder Scala (in italienischer Sprache) sang. Nach einem Gastspiel als Telramund (Wagner, Lohengrin) kam er 1886 an die Hofoper Dresden, deren Ensemble er ein Vierteljahrhundert lang angehörte. Seit 1886 sang er Kurwenal (Tristan und Isolde) sowie Amfortas und Klingsor (Parsifal) in Bayreuth. 1894 verließ er die Festspiele, weil er seine italienisch orientierte Gesangsweise nicht durch den Sprechgesang der Bayreuther Stilbildungsschule beeinflussen ließ. Er beendete seine Karriere am 8. Juni 1911 als Hans Sachs (Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg) in Dresden. Seitdem lebte er als Gesangspädagoge und Musikschriftsteller in Weimar. 1920 wurde Scheidemantel zum Operndir. der Sächsischen Staatstheater ernannt, mußte aber 1922 von dieser Position zurücktreten und kehrte verbittert nach Weimar zurück