†um 900, Dichter und Komponist. Von den drei St. Galler Benediktinermönchen Ratpert, Tuotilo und Notker, deren kreativer ›Wettstreit‹ während der Zeit des Abtes Salomon († 920) von Ekkehard IV. in seinem Casus monasterii sancti Galli dargestellt wird (»cor et anima una erant«/»ein Herz und eine Seele waren sie«, zit. nach H. F. Haefele 1980, S. 76), war Ratpert wohl der älteste. Im St. Galler Codex 381 bzw. in Ekkehards Schriften sind ihm vier Versus und die Historia (Gesangszyklus für die Gebetsstunden) am Gallus-Tag zugeschrieben sowie auch ein althochdeutsches Gallus-Lied (»carmen barbaricum populo […] canendum«), dessen Originaltext verloren und nur in drei lateinischen Übersetzungen von Ekkehard bekannt ist. Die Versus (Ausg. und Kommentar von P. Stotz 1972) sind als Prozessionshymnen intendiert. In leoninisch gereimten elegischen Distichen geschrieben, sind sie in einer in St. Gallen beliebten Form mit Kehrstrophe verfaßt, die auch z. B. vom jüngeren Mönch Hartmann gepflegt wurde. Die am Anfang gesungene Kehrstrophe wird abwechselnd entweder mit ihrer ersten Hälfte (nach der 1., 3. Strophe usw.) oder mit ihrer zweiten Hälfte (nach der 2., 4. Strophe usw.) wiederholt. (Einer der Versus wurde noch nicht in einer Handschrift mit Liniennotation gefunden.)...