*12. März 1848 in Groß-Aittingen bei Augsburg, †1. Jan. 1907 in Bad Kissingen, Komponist und Musiktheoretiker. Kistler entstammt dem schwäbischen Handwerkermilieu und wuchs nach dem frühen Tod der Eltern bei seinem Großvater auf. Der Musikbegeisterte entschied sich für den Beruf des Volksschullehrers, in der Hoffnung, so am ehesten seinen künstlerischen Neigungen folgen zu können. Nach dem Besuch der Präparandenanstalt und des Lehrerseminars in Lauingen a. d. Donau, wo er erstmals regelrechten Musikunterricht erhielt, war er acht Jahre lang als Schulgehilfe tätig. Als Leiter des jüdischen Chors Zion Ichenhausen lernte er seine erste Ehefrau kennen, die ihm das Studium an der Kgl. Musikschule in München ermöglichte. Er studierte Orgel und Komposition u. a. bei J. R. Rheinberger, Fr. Wüllner und F. Lachner. Vom spätromantischen ›akademischen‹ Komponieren Lachners und Rheinbergers fühlte er sich zeitlebens stark angezogen. Gleichwohl wurde Wagner, mit dem er gelegentlich der ersten Bayreuther Festspiele persönlich bekannt geworden war, der Leitstern seines musikalischen Denkens. Nach Abschluß des Studiums übernahm er 1883 eine Lehrstelle für Musiktheorie am Fürstlichen Kons. in Sondershausen und siedelte zwei Jahre später nach Bad Kissingen über, wo er als Leiter einer Privatmusikschule tätig war.