fl. 2. Drittel 14. Jh., Autor eines Traktates über die Motettenkomposition. Der Egidius de Murino in mehreren Hss. zugeschriebene, heute meist unter dem Namen des Philippus de Caserta zitierte Tractatus figurarum (CS 3, S. 118–124; ed. Ph. E. Schreur 1990, s. Lit.) stammt sicher nicht von ihm (W. Arlt 1972). Egidius wird – neben Philippe de Vitry, Johannes de Muris, Guillaume de Machaut u. a. – in B. (Bernard?) de Clunis isoperiodischer Motette »Apollinis eclipsatur«/«IN OMNEM TERRAM«/»Zodiacum signis« (ed. Fr. Ll. Harrison, Motets of French Provenance, Monaco 1968, 50–53, = PMFC 5) sowie in der vollisorhythmischen anonymen Motette »Musicalis scientia«/«Scientie laudabili«/TENOR (ebd., S. 181–184) angeführt, die beide aus dem zweiten Drittel 14. Jh. stammen dürften, jedenfalls noch keinerlei Einfluß der Ars subtilior aufweisen. Dies spricht nicht nur gegen die von Gilbert Reaney 1954 erwogene Identifikation mit diversen gleichnamigen Komponisten des späteren 14. und früheren 15. Jh., sondern auch gegen eine Autorschaft des Tractatus figurarum. Möglich scheint hingegen die von Richard H. Hoppin und Suzanne Clercx 1959 zur Diskussion gestellte Identität mit dem an der Universität in Orléans (gegr. 1309) studierenden Baccalaureus im Zivilrecht Egidius Morini, der 1337 ein Kanonikat mit...