* ca. 1160/70? in Paris, † 26. (?) Dez. 1236 ebd., Theologe, Prediger und Dichter. Philippe le Chancelier ist musikgeschichtlich vor allem als Verfasser zahlreicher Texte für Conductus, Prosulen und Motetten des Notre-Dame-Repertoires von Bedeutung. Anders als in der älteren Literatur häufig vermeldet, handelt es sich bei ihm nicht um Philippe de Grève, Dekan von Sens († 1220), sondern um den unehelichen Sohn eines Erzdiakons von Notre Dame († 1184/85). Väterlicherseits stammte Philippe somit von einem aus Nemours stammenden Adelshaus ab, welches im Verlauf seiner Geschichte unter anderem Kämmerer der Könige von Frankreich und prominente Kirchenleute in seinen Reihen zählte, und dessen Name und Einfluß zweifellos auch für Philippes eigenen Lebensweg von ausschlaggebender Bedeutung war. Philippe studierte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Paris Theologie, daneben möglicherweise auch Kirchenrecht. Zwischen 1202 und 1211 wurde er Erzdiakon von Noyon, Anfang 1217 Kanzler der Kathedrale Notre Dame in Paris. Beide Stellen hatte er bis zu seinem Tode inne.Philippes Hauptverantwortung als Kanzler lag in der Aufsicht über das damals in Paris zahlreich tätige akademische Lehrpersonal, und seine Amtszeit an Notre Dame fiel mit den Bestrebungen seitens der noch jungen Pariser Univ. zusammen, sich von...