I. Begriffe Unter Stimmung versteht man die Fixierung von Tönen eines Musikinstruments hinsichtlich ihrer absoluten (→Stimmton) und relativen Tonhöhe, in der Regel nach einem vorgegebenen theoretischen System. Diese Festlegung kann einige Töne betreffen, z. B. diejenigen der leeren Saiten bundloser Streichinstrumente, oder auch alle, wie z. B. bei Tasteninstrumenten und Blasinstrumenten mit Grifflöchern. Ist eine Stimmung so eingerichtet, daß die Größe einiger Intervalle gezielt verändert wird, um die Klangqualität anderer Intervalle zu verbessern, so spricht man von Temperatur. Stimmungen stehen in wechselseitiger Beziehung zur Musikpraxis. Einerseits richten sie sich nach den durch die Musik vorgegebenen Erfordernissen. In Kulturen, in denen einstimmige Musik gepflegt wird, stellen Intervalle, deren Töne in harmonisch-reinen Proportionen zueinander stehen, klanglich keinen Sonderfall dar. Die Distanz der am Intervall beteiligten Töne prägt den Klangeindruck. Daher ist die Einstimmung gemäß kleiner ganzzahliger Proportionen nicht unbedingt erforderlich. In Kulturen, die mehrstimmige Musik pflegen, gewinnt das Schwebungskriterium und damit die Intervallproportion hingegen ganz erheblich an Bedeutung, sei es, daß Schwebungen gezielt als Bereicherung des Klangbildes genutzt oder als Störung gemieden werden. Die Zusammenklangsqualität wird häufig als Sonanz bezeichnet (→Intervall). Für westliche Stimmungssysteme hat diese Qualität eine große...