*22. Mai 1802 in Cavaillon (Dép. Vaucluse), †20. Nov. 1866 in Paris, Kritiker und Musikhistoriker. Ausgebildet bei den Jesuiten, nach Musikunterricht bei Henri-Sébastien Blaze sowie dessen Sohn Castil-Blaze, einem Jura-Studium ab 1823 in Aix-en-Provence und kurzem juristischen Berufsanfang in Paris entschied sich d’Ortigue für den Musikschriftstellerberuf. Ab 1827 erschienen von ihm über 700 Artikel in über 40 Journalen, darunter La France musicale, Revue de Paris, Le Ménestrel und Journal de débats, dessen Chefredakteur Berlioz er 1864 nachfolgte. Nachdem d’Ortigue anfangs als Kritiker vor allem von Instrumentalmusik und der Oper aufgetreten war, galt sein Hauptinteresse ab etwa 1840 insb. der ma. und religiösen Musik, wie auch einige eigene Kompositionen bezeugen, darunter seine Messe sans paroles (1864). Mit dem Ziel, die Kirchenmusik zu reformieren, gründete er zusammen mit L. Niedermeyer die Zs. La Maîtrise (1857–1860) sowie 1862 mit F. Clément das Journal des maîtrises.