fl. 1. Drittel 14. Jh. im Veneto und in der Romagna, Musiktheoretiker (und Komponist?). Beziehungen des Marchetus zum neapolitanischen Königshof lassen sich vermuten aufgrund der Widmungen seines Lucidarium in arte musicae planae (vor 1318) an Ranieri di Zaccaria, vicarius generalis der Romagna für Graf Johannes von Gravina, einen Bruder König Roberts von Anjou (reg. 1309–1343), und seines Pomerium in arte musicae mensuratae an Robert selbst. Terminus ante quem für die Abfassung des Lucidarium ist die Heirat von Johannes (1318), durch die dieser Titel erwarb, die in der Widmung nicht erscheinen. Als terminus post quem wurde Ranieris Amtsantritt (1317) angesetzt (vgl. J. W. Herlinger 1985), doch könnte das Lucidarium schon früher begonnen und erst nachträglich mit einer Widmung versehen worden sein. Offensichtlich wurde das Pomerium nach dem Lucidarium verfaßt, und zwar im Haus eines gewissen Raynaldus de Cintiis, der 1327 starb (vgl. N. Pirrotta 1955). Das Pomerium dürfte demnach zwischen 1318 und 1327 entstanden sein. Alle weitergehenden Versuche, die Biographie des Marchetus zu erhellen (F. A. Gallo 1974, L. Gianni 1999), sind insofern hypothetisch, als sie sich auf Quellenbelege eines (magister) Marchetus stützen,...