I. Vorbemerkung
Bei Vortrag handelt es sich um einen von mehreren, keineswegs synonymen Begriffen (Exekution, Ausführung, Aufführung, Wiedergabe, Darstellung, Spielen (Singen), zu Gehör bringen, Produktion, Reproduktion, Nachschaffen, →Interpretation), mit denen in deutscher Sprache der Akt der Inklangsetzung von Musik bezeichnet wird. Seinem Ursprung in der Redekunst – der Rhetorik – gemäß zielt er primär auf eine publikums- oder hörerbezogene Darbietungsweise, doch hat er sich im 19. und 20. Jh. wenigstens teilweise zu einem werk- statt adressatenbezogenen Aufführungsbegriff verselbständigt. Solange sein Ursprung in der Rhetorik gegenwärtig blieb, war er überwiegend an solistische Musik bzw. von einem Einzelnen realisierte (allenfalls ensemble- oder orchesterbegleitete) Musik gebunden, bis er später auch auf die Aufführung von Orchestermusik – etwa Symphonik – übertragen wurde. Konstitutiv jedoch blieb er auf konzertmäßig dargebotene Musik begrenzt, während zusammengesetzte Gattungen szenischer Musik wie Oper oder Ballett parallel zum Schauspiel Begriffe wie Darstellung (darstellende Künste) oder Aufführung besetzten. Eine Beschreibung des musikalischen Vortragsbegriffs hat sowohl seine Nähe zu den entsprechenden Bedeutungsfeldern des rhetorischen Vortragsbegriffs (→Musik und Rhetorik, Sp. 814–852) als auch seine Eigenständigkeit diesem gegenüber herauszustellen, also die über Jahrhunderte auf die Musik ausstrahlenden Energien des in der Tradition...