I. Vorläufer der Glasharmonika Es gibt zwei allgemein bekannte Möglichkeiten, Gläsern Töne zu entlocken: durch Anschlagen oder durch Reibung mit angefeuchteten Fingerspitzen am oberen Rand. Gläser zu musikalischen Zwecken anzuschlagen ist sicherlich schon so lange gebräuchlich, wie es Glas gibt. Viele Quellen belegen solche Idiophone aus Glas vorwiegend im orientalischen Raum. Ein Beleg für europäische Glasidiophone findet sich in der Theorica musicae (Mld. 1492) von Fr. Gaffurius (Abb. 1). Im Rahmen der ›Pythagoreischen Experimente‹ wird dort im »Experimentum III« die Reaktion der unterschiedlichen Temperamente auf bestimmte Töne beschrieben. Abb. 1: Glasspiel, das für ein pythagoreisches Experiment verwendet wird (Franchino Gaffurius, Theorica musicae, Mld. 1492) Das erste uns bekannte vollwertige Musikinstrument aus Glas ist 1596 im Inventar der Sammlung von Schloß Ambras/Tirol (heute A-Wkm) aufgeführt: »ain Instrument von Glaswerch« in einem schön verzierten kleinen Kästchen mit einem chromatischen Umfang von drei Oktaven und einer Terz (F-a’’) – nach einer Beschreibung der Sammlung von Alois Primisser (Die Kaiserlich-Königliche Ambraser-Sammlung, Wien 1819, S. 219). Ein »Glasspiel« beschreibt Kircher in seinem 1673 erschienenen Werk ...