* 22. Juli 1515 in Florenz, † 27. Mai 1595 in Rom, Priester. Schon in früher Jugend kam der Sohn eines Notars in engen Kontakt mit den observanten Dominikanern des Florentiner Konvents von S. Marco, wo er erste prägende Erfahrungen mit dem vor allem von Girolamo Savonarola (1452–1498) zur Hebung der Volksfrömmigkeit eingesetzten Laudengesang machte. Nach einer humanistischen Grundausbildung begab er sich 1533 einem inneren Ruf folgend nach Rom, wo er im Haus des Florentiners Galeotto Caccia (Lebensdaten unbekannt) Aufnahme fand und Philosophie- und Theologiestudien an der römischen Univ. della Sapienza bzw. bei den Augustinern betrieb. 1548 gründete er die Confraternità della SS. Trinità dei Pellegrini, die sich der Rompilger annahm und später eine beachtliche Musikpflege entwickelte. Das Streben nach einer volksnahen, zugleich verinnerlichten und karitativen Frömmigkeit brachte ihn rasch Ignatius von Loyola (1491–1556) und der jungen Societas Jesu näher. Nachdem Neri am 23. Mai 1551 Priester geworden war, etablierte er in Räumen seiner Pfarrkirche S. Girolamo della Carità regelmäßige Versammlungen mit Gebet, geistlichen Übungen und Laudengesang. Diese als esercizi dell’oratorio oder nur oratorio bezeichnete Praxis, die gleichermaßen den Ort und die Zusammenkünfte selbst umfaßte, hat ihre Wurzeln zwar im späten 15. Jh., entwickelte sich...