I. Begriff
Hymnologie ist die Wissenschaft, die sich mit der christlichen Hymnodie, d.h. mit dem geistlichen Singen in den verschiedenen Gruppen der Christenheit in Geschichte und Gegenwart beschäftigt. Ihr Gegenstand sind also nicht nur die Hymnen im engeren Sinne oder die volkssprachlichen Kirchenlieder, sondern ebenso nicht-strophische, nicht-metrische und nicht-rhythmische Gebilde; nicht nur die Gesänge des agendarisch geregelten offiziellen Gottesdienstes, sondern auch das privat gebrauchte geistliche Gesangsgut. Ferner sind es nicht nur die Gesänge selbst, ihre Herkunft und Geschichte, ihre Schöpfer und Bearbeiter, sondern auch die Gesangspraxis, weiter auch alle Fragen nach der theologischen Bestimmung und liturgischen Bedeutung der Musik. Da dieser Gegenstand der Hymnologie nicht zu allen Zeiten und in allen Bereichen der Christenheit immer derselbe ist, ist auch die Bestimmung dieses Begriffs je nach dem Zusammenhang, in dem er verwendet wird, eine mitunter sehr unterschiedliche.
Die orientalische (syrische) und vor allem die byzantische Hymnologie befaßt sich mit den liturgischen Gesängen der Ostkirchen (Hymnen, Troparien, Kontakien und Oden des Kanons), die sich von den entsprechenden Formen abendländischer mittelalterlicher Kirchenpoesie z.T. stark unterscheiden und weithin auf dem Einfluß semitischer Dichtung beruhen.
Im römisch-katholischen Bereich und in der Mediävistik bedeutet Hymnologie soviel wie Hymnenkunde bzw. Hymnenforschung, bezogen...