I. Wort und Wortgebrauch
Das (aus dem Französischen übernommene) Wort modern erscheint (als Adverb oder Adjektiv) im Musikschrifttum des früheren 19. Jh. als Gegenbegriff zu antik, klassisch, christlich und mittelalterlich, ohne die Bedeutung eines fachlichen Terminus zu erlangen, also vornehmlich in chronologischer Bedeutung. E. Hanslick etwa verwendet das Wort zeitüblich unspezifisch (1848: »modernes Publikum« und »moderne italienische Musik«, s. Sämtliche Schriften, hrsg. von D. Strauß, Bd. I / 1, Wien 1993, S. 61 und 179) und veröffentlicht später, ab 1874, seine (überarbeiteten) Kritiken unter dem Titel Die moderne Oper (womit er die Oper seit Gluck meint). Gustav Schilling gibt direkt »zu, daß der Ausdruck moderne Musik […] wegen seiner Unbestimmtheit nicht ganz passend erscheint«. Da er aber gebraucht wird, »muß sich sein Sinn an gewisse Principien knüpfen und bis auf eine gewisse Gränze ausdehnen lassen«. Da jedoch »nicht die Musik seit Christus insgesammt mit dem Worte modern« bezeichnet werden kann, gehören ihm schon die »Werke aus der Epoche des Contrapunkts, des mehrchörigen Tonsatzes etc. […] dem Antiken an«. Modern ist erst die...