I. Begriff und Ursprünge 1. Der Genfer Psalter Unter calvinistischer Musik versteht man einerseits die für den Gottesdienst der Genfer Reformationskirche geschaffenen Psalmlieder, welche zu Beginn ausschließlich einstimmig und unbegleitet, später häufig von Bläserensembles oder Orgel begleitet und teilweise mehrstimmig gesungen wurden, andererseits die auf den Melodien dieser Lieder fußenden vokalen oder instrumentalen mehrstimmigen Kompositionen, welche für den Gebrauch in Schule, Haus und frühen Formen des öffentlichen Konzerts bestimmt waren. In Genf war bei der Reformation 1536 nach dem Vorbild von Zürich und Bern ein Predigtgottesdienst ohne jegliche Musik eingerichtet worden. Bereits zu Beginn des Jahres 1537 stellten die Pfarrer in ihren Artikeln zur Ordnung der Kirche und des Gottesdienstes an den Rat der Stadt das Begehren nach Einführung des Psalmengesangs. Die Ausweisung Johannes Calvins 1538 verhinderte zunächst diesen Plan. Dafür kam Calvin als Pfarrer der französischen Flüchtlingsgemeinde in Straßburg mit dem dortigen deutschen Psalmengesang in Kontakt und schuf für seine Gemeinde eine erste französische Psalmliedersammlung (Aulcuns Pseaumes et cantiques mys en chant). Sie enthält 13 Psalmbereimungen des renommierten Dichters Clément Marot. Unbekannt ist sowohl, wie diese Texte nach Straßburg gelangten, als auch,...