*um 1460 in Tournai, †Jan. oder Febr. 1529 in Nivelles (Prov. Brabant), Sänger und Komponist. De Orto war uneheliches Kind eines Priesters und erhielt seine musikalische Ausbildung vermutlich in Tournai, wo er mit Sicherheit herstammte, wie aus seiner Charakterisierung als »Marbrianus de Orto Tornacensis civitatis« in einer Supplik des Kardinalbischofs von Tournai Ferry de Cluny an Sixtus IV. (1471–1484) vom Sept. 1482 (I-Rasv Reg.Suppl.815, fol. 130v) hervorgeht. Dem Dokument zufolge war de Orto zu diesem Zeitpunkt Familiar des Kardinals und befand sich mit diesem seit Juni 1482 in Rom. Nachdem sein Arbeitgeber im Okt. 1483 unerwartet gestorben war, sicherte sich der Komponist bereits im Dez. eine Position in der päpstlichen Kapelle, der er bis etwa 1499 angehörte. Er war damit zeitweise Kollege von Gaspar van Weerbeke, B. Vaqueras, Joh. de Stockem und Josquin, zu dem er offenbar ein enges kollegiales Verhältnis hatte. Bei den Päpsten stand er in hoher Gunst, was sich u. a. in seiner Legitimierung und der Erlangung einer Reihe von Benefizien niederschlug, darunter die Position des Dekans der Abtei St. Gertrude in Nivelles, in der auch Joh. Tinctoris seit 1488 ein Kanonikat innehatte und vermutlich seinen...