Der seit dem 16. Jh. im italienischen Musikschrifttum erscheinende Begriff Soggetto geht, ebenso wie die anderen nationalsprachlichen Bildungen sujet, sujeto, subject und Subjekt, auf den griechischen Begriff hypokeimenon (ὑποκείμενον) und dessen spätantike lateinische Lehnübersetzung subiectum zurück (vgl. S. Schmalzriedt 1978). Bei Aristoteles ist hypokeimenon (wörtl.: das Zugrundeliegende) dasjenige, »worüber alles weitere ausgesagt wird, das selbst aber nicht wieder von einem andern ausgesagt wird« (Metaphysik Z, 2, 1028b 36): in grammatisch-logischer Hinsicht das Subjekt einer Aussage, in ontologischer Hinsicht das Substrat als Träger von Eigenschaften (Physik I, 2, 185a 32), aber auch der Hauptgegenstand einer Rede (Rhetorik III, 7, 1).
Vermittelt durch die Rezeption der aristotelischen Ontologie bei M. Capella, Albertus Magnus (ca. 1193-1280) und Thomas von Aquin (1225/26-1274), in der die Begriffe subiectum, substantia und materia meist synonym gebraucht werden, dringt der ontologische Subjektbegriff im Mittelalter auch in das musiktheoretische Schrifttum ein, wohl zuerst bei Hieronymus de Moravia, der im »discretus sonus« das wahre »subjectum musicae« sieht (Tractatus de musica IX, um 1300, vgl. ...