I. Konzert und Konzertsaal als InstitutionenJede Auseinandersetzung mit der Geschichte eines architektonischen Raumtypus ist mit dem Problem konfrontiert, dass Begriff und Sache der Bautypologie in der Architekturgeschichte keineswegs präzise bestimmt sind. Eine entsprechende typologische Einordnung wird umso anspruchsvoller, wenn sie auf der einen Seite zwischen Konzertsaal und Konzerthaus unterscheiden und auf der anderen Seite einen interdisziplinären Zusammenhang berücksichtigt, indem sie, wie hier, wenigstens in Ansätzen zwischen Architektur- und Musikgeschichte vermitteln will.In Bezug auf den Funktionstypus handelt es sich beim Konzertsaal um einen Ort für die Aufführung von Musikstücken vor einem Publikum; zu fragen bleibt im Einzelfall, ob man es mit eigens für diesen Zweck errichteten Räumen oder mit zeitweiligen Umnutzungen von Räumen für musikalische Darbietungen zu tun hat. Beim Konzerthaus treten zu einem meist auch räumlich als Zentrum des Gebäudes organisierten großen Saal in einem entsprechend komplexeren Raumprogramm zusätzliche Nutzflächen in ›Mantelräumen‹ hinzu (weitere Säle, Foyers, Proberäume, Erschließungs- und Servicezonen etc.). In Bezug auf den Formtypus werden bei Konzertsälen die beiden Raumtypen des Einheitssaales auf rechteckigem Grundriss (Kastenraum) und des Saales mit »terrassierten« Rängen auf zentralisiertem Grundriss (Oval-, Kreis- und Fächerraum) variiert. Wesentliche formtypologische Merkmale sind innerhalb dieser Form und Funktionstypologien die räumlichen...