A. Zur Terminologie im kompositionsgeschichtlichen Wandel Der Begriff Serielle Musik gehört zu den schwierigsten Termini im Kontext von Kompositions- und Theoriegeschichte des 20. Jh., da er je nach Sprache (z. B. frz. sériel, engl. serial) unterschiedlich verwendet werden kann und insbesondere bei der Übertragung aus dem Französischen ins Deutsche essentielle Veränderungen erfahren hat. Die Tragweite dieses Begriffes ist umstritten – je nachdem, auf welchen kompositionsgeschichtlichen Kontext und auf das Œuvre welches Komponisten er primär bezogen wird. Seine Verwendung kurz vor 1950 und sein radikaler Bedeutungswandel kurz nach 1950 erscheinen spätestens seit den 1970er Jahren in verändertem historischen Kontext erneut revisionsbedürftig, da die in den 1950er Jahren den Bedeutungswandel begründenden Veränderungen in größeren Entwicklungszusammenhängen weniger relevant erscheinen können als die Abgrenzung des möglichst weit gefaßten Begriffes von Bezeichnungen für kontrastierende Denkansätze beispielsweise bei E. Varèse oder in der konkreten Musik, in minimalistischer oder (neo-)spontaneistischer bzw. (neo-)expressionistischer Musik. Serielle Musik ist – dem Wortsinne nach – die Bezeichnung für Musik, in der sich reihenmäßige Strukturierungen des Klangmaterials nachweisen lassen. René Leibowitz verwendet den französischen Terminus composition sérielle äquivalent mit dem deutschen Begriff Reihenmusik (R. Leibowitz 1949, S. 18), allerdings...