* 2. Jan. 1905 in London, † 8. Jan. 1998 in Isleworth, London, Komponist. Michael Tippett entstammte einer Familie aus der liberalen Mittelschicht und hatte in seiner Kindheit im ländlichen Sussex und während der weiteren Schulbildung am Fettes College in Edinburgh Klavierunterricht erhalten; mit Berufsmusikern war er jedoch kaum in Berührung gekommen. 1923 schrieb er sich am Royal College of Music in London ein, wo er Komposition bei Ch. Wood und Dirigieren bei M. W. Sargent und A. Boult studierte. Im Zuge seines eigenen »spring awakening« (vgl. M. Tippett, Those Twentieth Century Blues 1991, Überschrift zu Kap. 3) schöpfte Tippett die kulturellen Möglichkeiten Londons voll aus. Er besuchte Konzerte und Opern, hörte sich in der Westminster Cathedral Aufführungen mit Chormusik des 16. Jh. an, um seinen Horizont bezüglich kontrapunktischer Techniken zu erweitern, und er schuf sich ein Netzwerk von Freundschaften im künstlerischen Bereich. Den Hauptvertretern der ›zweiten Renaissance‹ in der englischen Musik, die zu jener Zeit das Royal College of Music prägten, stand Tippett mit gemischten Gefühlen gegenüber: Einerseits war er von Werken wie G. Holsts Hymn of Jesus beeindruckt, andererseits vermied er es, bei R. Vaughan Williams Kompositionsunterricht zu nehmen, da dieser für ihn...