* um 485 in Scylaceum (Squillace, Kalabrien), † um 580 ebd., römischer Staatsmann und Gelehrter. Cassiodor, der aus reicher Familie vermutlich syrischer Herkunft stammte, erhielt seine Ausbildung wenigstens zum Teil in Rom. Sein gleichnamiger Vater, der 501 Praefectus praetorio wurde, eröffnete ihm eine glanzvolle politische Karriere. Cassiodor trat bereits als Fünfzehnjähriger in den Staatsdienst ein und wurde 507 zum Quaestor ernannt. Als solcher formulierte er die amtlichen Schreiben Theoderichs d.Gr. (471–526), die er später in einer Sammlung unter dem Titel Variae zusammenstellte. Ebenso veröffentlichte er eine nur in Fragmenten erhaltene Sammlung von Prunkreden auf Theoderich. 514 wurde er Consul ordinarius, 523 als Nachfolger des abgesetzten Boethius Magister officiorum und damit höchster Beamter des Reichs. In diese Zeit fällt die Abfassung einer römischen Geschichte (Chronica, 519) und einer Gotengeschichte (ca. 519–550) in zwölf Büchern. Auch unter den Nachfolgern Theoderichs blieb Cassiodor im Staatsdienst, zuletzt von 533 bis 537 als Praefectus praetorio. Nach Ablauf dieser Amtszeit zog er sich von allen Ämtern zurück und lebte zunächst in Ravenna, später in Byzanz. Seine Hinwendung zu einem einfachen religiösen Leben veranlaßte ihn, auf seinem Familienbesitz ein Kloster, das monasterium Vivariense (Vivarium), zu...