I. Inszenierungen1. DefinitionDer Begriff Musiktheater umfaßt im Bereich der Aufführung und Interpretation von musikalischen Bühnenwerken, also auf der theatralischen Rezeptionsebene, alle Versuche der letzten 100 Jahre, durch Inszenierung und Bühnenbild zu einer aktuellen Deutung der Stücke zu kommen. »Musiktheater, das war und ist die moderne Sicht auf die Opernstoffe« (N. Eckert 1995, S. 9; Lit. 1.a.). Musiktheater, das in diesem Verständnis vor allem im deutschsprachigen Raum eine wichtige Rolle spielt, versteht sich so als programmatischer Gegenbegriff zum bis dahin üblichen konventionellen Arrangement auf der Opernbühne. Das erstmalige Auftauchen des Begriffs läßt sich nicht fixieren: zum einen, weil er in der präzisen Umschreibung des Gemeinten unscharf bleibt, vielfachen Veränderungen und Mo­difikationen unterworfen ist und sich teilweise mit verwandten Begriffen wie Regietheater überschneidet, zum anderen, weil sicherlich das zu beschreibende Phänomen historisch früher anzusetzen ist als der Versuch der begrifflichen Fixierung. Schließlich sei nicht verschwiegen, daß es bisher nur verstreute Ansätze zu einer Aufführungsgeschichte musikalischer Bühnenwerke gibt. Eine verläßliche Dokumentation von Operninszenierungen als Basis für die wissenschaftliche Auseinandersetzung ist eigentlich erst in den letzten Jahrzehnten möglich geworden, so daß man als Quellen neben ­theoretisch gemeinten Selbstäußerungen von Regisseuren und ­Bühnenbildnern vor...