* 12. März 1607 in Gräfenhainichen, † 27. Mai 1676 in Lübben (Spreewald), Dichter. Sein Vater Christian Gerhardt war Bürgermeister von Gräfenhainichen, seine Mutter Dorothea die Tochter eines Superintendenten. Von 1622 bis 1627 besuchte Gerhardt die Fürstenschule in Grimma, eine der Eliteschulen des damaligen Kurfüstentums Sachsen, wo er auf eine »sapiens atque eloquens pietas« hin ausgebildet wurde. Theologisches Unterrichtswerk war Leonhard Hutters Compendium locorum theologicorum (1610), nach dem noch zu Bachs Zeit in Lüneburg unterrichtet wurde. Von 1628 bis 1634 studierte Gerhardt Theologie in Wittenberg. Die Bildung Gerhardts an dieser Hochburg lutherischer Gelehrsamkeit ist von grundlegender Bedeutung für seine Dichtkunst. Er ist mehr als ›poeta doctus‹ einzuschätzen denn als ein von seinem Gefühl unabhängig von literarischen Vorbildern und Kunsttheorien bewegter Dichter. Auch waren nicht so sehr die Wechselfälle seines Lebens – die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges, berufliche und familiäre Katastrophen – anregend für seine Dichtung, als vielmehr seine umfassende theologisch-literarische Bildung. Gerhardt wurde in allen Nöten seines Lebens von der lutherischen Frömmigkeitskultur getragen, in der er aufgewachsen ist.Neben dem Compendium und den Loci communes theologici (1619) Hutters (1563–1616) sind von Bedeutung die Homiletik (...