I. Begriffsbestimmung und historische Dimension Obgleich die Alpen eine geographisch abgrenzbare Zone Mitteleuropas bezeichnen, die von der Provence bis in den Wiener Wald, von den Küsten der nördlichen Adria und des Ligurischen Meeres bis zu den Schwäbischen und Bajuwarischen Vorgebirgen des Donau-Oberlaufes reicht, in der sich romanische, germanische und slavische Völker im Verlauf der Völkerwanderung niedergelassen haben, bezeichnet Alpenmusik doch nicht die Gesamtheit der in dieser Region einst und jetzt gebräuchlichen Musikformen. Auf der Grund- lage einer alpinen Hirten- (→Hirtenmusik) und Bergbaukultur (→Bergreihen) hat sich im beginnenden 19. Jh. (von der Geistes­haltung der Aufklärung sowie von den Ideen von J. J. Rousseau, Lord Byron und Joh. G. Herder getragen) die ›alpenländische‹ Art des Singens, Musizierens und Tanzens entfaltet. Die bis in die Zeit der frühen Wiener Klassik mündlich tradierte und brauchtumsgebundene Musik des süddeutsch-österreichisch-schweizerischen Raumes geht in zweifacher Form in die seit dem ausgehenden 18. Jh. dominant werdende Schriftkultur ein: einmal als Substrat hochkultureller Musik von Haydn, Mozart, Schubert oder Brahms (diese Theorie von G. Adler und Béla Bartók wird von W. Wiora, 1957, bestätigt), zum anderen als ›Volksmusik-Sammelgut‹, das in Schulen und Chorver­einigungen,...