* ca. 840 nahe St. Gallen (Schweiz), † 6. April 912 ebd., Mönch der Benediktinerabtei von St. Gallen, Dichter und Gelehrter. Der Casus monasterii Sancti Galli von Ekkehard IV. von St. Gallen (ca. 1040) zeichnet ein anschauliches Bild der Klosterschule zur aktiven Zeit Notkers (gen. Balbulus, der Stotterer) und seiner Mitbrüder Ratpert und Tuotilo. Obwohl man von den kompositorischen Aktivitäten der beiden anderen Mönche weiß, scheint Notker, wenn überhaupt, nur in Ausnahmefällen als Choralkomponist tätig gewesen zu sein. Sein bekanntestes Werk ist der Liber hymnorum, eine Sammlung von Texten, die zu den Melodien liturgischer Sequenzen vertont wurden und im Zyklus des Kirchenjahres angeordnet sind. Die Sammlung wurde im Jahr 884 fertiggestellt. Weitere wichtige Werke sind Vita Sancti Galli in Versform, die Gesta Karoli und ein Märtyrologium.Besonders interessant für die Notationskunde ist Notkers Epistola ad Lantbertum, in dem er einem Mönch namens Lantbert erklärt, welche Bedeutung die Zusatzbuchstaben in der Neumennotation haben (»quid singulae litterae […] significent«); im Casus monasterii Sancti Galli wird ihre Erfindung einem »Romanus« zugeschrieben, weshalb sie in der Regel als ›Romanusbuchstaben‹...