*22. Dez. 1898 in Graz, †12. Dez. 1973 in Wien, Musiktheoretiker und Musikwissenschaftler. Nachdem er von 1917 bis 1919 Kompositionsunterricht bei A. Schönberg genommen hatte (sowohl privat als auch an dessen Seminar für Komposition), setzte sich Ratz uneigennützig für das Werk anderer ein. Um das Schaffen seines Lehrers einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, organisierte er 1918 »zehn öffentliche Proben zu Schönbergs Kammersymphonie«: eine Veranstaltungsreihe, aus der wenig später der »Verein für musikalische Privataufführungen« hervorging. Seinen Mitschüler H. Eisler, der ihm das Tagebuch op. 9 »in herzlichster Freundschaft« widmete, förderte Ratz, indem er zahlreiche seiner (von der Universal Edition verlegten) Kompositionen lektorierte. Und A. Webern, bei dem er ab 1926 weiterstudierte, unterstützte er vor allem materiell: so stellte er ihm während des Zweiten Weltkriegs Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen der von den Nationalsozialisten geächtete Komponist Privatunterricht geben konnte.Seinem Verantwortungsethos blieb Ratz auch künftig verpflichtet: Weil er das Erbe der Wiener Schule als verwaist ansah, übernahm er 1945 die für ihn ungewohnte Aufgabe, an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst einem Lehrauftrag für Formenlehre nachzukommen: ein Schritt, der ihm nicht nur die nachhaltige Wertschätzung der Studierenden eintrug,...